Endlich mal wieder ein Erfolg, wenn auch mit Hindernissen.

Update 06.05.06

Foto:  Frau Joelle Weidig, HL-Live

Foto: Frau Joelle Weidig, HL-Live

Diese beiden Tiger (Bilder folgen noch) haben eine verdammt schwere Zeit hinter sich.

Um Ihnen die ganze Geschichte zu erzählen, hole ich ein wenig weiter aus:

Schon vor Jahren besuchten Mitarbeiter der Gruppe Tigerschutz den Lübecker Tierpark, um sich über die dortigen Zustände zu informieren. Immer wieder flackerten vereinzelt Meldungen in dem Mailverteilern auf, wie schlecht es um diesen Zoo und seine Tiere bestellt sei.

Da der Zoo vom Hauptsitz der Tigerschutzgruppe nicht allzu weit entfernt ist, fuhren wir nach Lübeck, um uns ein eigenes Bild machen zu können. 

Um es kurz zu machen - wir waren eher positiv vom Tigergehege überrascht und konnten uns den Negativmeldungen einer sogenannten Bürgerinitiative gegen den Lübecker Tierpark, die immer wieder Negativschlagzeilen im Internet und sonst wo verbreitete, so nicht anschließen. Zwar ist ein Zoo nicht unbedingt das Optimum für die Tiere, aber da Tierschutz- wie Tierrechtsorganisationen praktisch so gut wie keine Alternativen bieten, scheint dieser provisorische Weg der beste zu sein - zumal lebensrettend.

Es handelt sich bei dem Lübecker Tierpark um ein privat geführtes Unternehmen, welches nicht so mit Wildtieren überhäuft ist, daß sie zur Wegwerfware verkommen sind, so wie wir es aus anderen Betrieben kennen. 

Positiver Aspekt: Hier dürfen, im Gegensatz zu rein kommerziell geführten Zoos, die Wildtiere noch alt werden und eines natürlichen Todes sterben. Auch daß der Zoo Zirkustiere aufnimmt, ist eine rühmliche Ausnahme, wie Sie weiter unten lesen können.

So wurde vor ein paar Jahren ein relativ großes Löwengehege frei, welches bei uns natürlich sofort reges Interesse erweckte, da Auffangplätze für verstoßene Tiger bekanntlich so gut wie nicht zur Verfügung stehen und zudem die wenigen Auffangstellen, die in Europa überhaupt anzutreffen sind, den Tieren einen derartigen Platz meist überhaupt nicht bieten können, davon einmal abgesehen, daß viele hoffnungslos überfüllt sind, oder mit anderen Problemen zu kämpfen haben.


Am 6. Dezember letzen Jahres erhielt ich einen Hilferuf aus Frankreich mit dem Betreff: "Two female tigers in danger in Lyon, France / Dos tigres hembra en peligro en Lyon, Francia"

mit dem Hinweis, daß dort 2 blutjunge Tiger seit Jahren in einem Käfigwagen dahinvegetierten und sie in Kürze eingeschläfert werden sollten, weil trotz der langen Zeit, immer noch kein Platz für sie gefunden wurde.

Ich ließ die Stadt Lübeck und den Stadtpräsidenten sofort wissen, daß wir dieses leerstehende Gehege dringend für die vom Tode bedrohten Tiger aus Frankreich benötigen. In diesem Zusammenhang ein Dankeschön an Frau Kasimir, die ein gutes Wort bei der Stadt Lübeck einsetzte. So bekamen wir letztendlich die Zusage, die Tiger befristet für ein Jahr unterbringen zu können.

Auch Amtsveterinär Herr Dr. Müller Buder gab für die Tiger grünes Licht, was uns eine sehr große Hilfe war.

Wir nahmen sofort Kontakt mit den verantwortlichen Leuten in Frankreich auf, der Brigitte Bardot Fondation, die das Einschläfern verzögerte und den Hilferuf abgesendet hatte. Hilfe bot Roswitha Bour von Tierart e.V. an, die die Sprachbarrieren überbrückte und letztendlich den größten Teil des Schriftverkehrs, Verhandlungen mit den Behörden, wie auch nötige Telefonate übernahm. 

(Ein kleiner Wehrmutstropfen: Bei der anschließenden Pressekonferenz bzw. von der Presse wurde nur sehr spärlich darauf hingewiesen, daß die Mitarbeiter der Gruppe Tigerschutz.de diese Aktion ins Leben riefen. Also wundern Sie sich nicht, sollten Sie in der Presse oder dem Fernsehen etwas anderes gesehen haben. Da wir uneigennützig arbeiten, sehen wir im Sinne der Tiere darüber hinweg.) 

Der Transport

So erreichte der LKW der Zootiertransportfirma Freitag Nacht den Lübecker Zoo.

In der Mitte das Transportteam - links und rechts die Damen der BBFoundation.

 

Bild von Tigerschutz.de Es war erschreckend mit anzusehen, wie aufgewühlt die Tiere waren, was nicht einzig und allein am Transport gelegen haben konnte. Diese Tiere waren mit den Nerven fertig - Eine Mischung aus Todesangst, Verzweiflung, Trauer und einen endlosen Haß gegen ihre Peiniger - die Menschen. Es muß ihnen in den fast 3 Jahren Käfigverließ so einiges zugestoßen sein.

(Nachtaufnahme in der Transportkiste ohne Blitz, um das Tier nicht noch mehr zu stressen.)

Die Tiere waren derart verängstigt, daß sie nicht aus ihren Transportkisten herauswollten und es erst Morgens möglich war, sie in ihr neues Innengehege zu entlassen.

 

Die ganze Geschichte: Tiger als Wegwerfware

Auch diese beiden Tigermädels (Natascha und Ghandi) schienen, außer für die Tierfreunde, für Niemanden einen Wert zu besitzen.

Es fing damit an, daß die beiden vierjährigen Bengal-Tigerinnen NATASCHA und GANDHI von ihrem Dompteur heimlich in einer verlassenen Gegend im Süden Frankreichs in einem LKW abgestellt und allein gelassen wurden.

Copyright Brigitte B. StiftungCopyright Brigitte B. Stiftung

Bilder: BB-Stiftung

Fast 3 Jahre lang litten sie in ihrem engen Käfigwagen, auf gerade einmal 4 Quadratmetern, ohne Schatten, der prallen Sonne Südfrankreichs ausgesetzt! Für die Fütterung sorgte ein Zoo, der sie jedoch, so wie wir es mittlerweile gewohnt sind, nicht aufnehmen konnte.

Erst im Oktober 2005 erfuhr die Brigitte Bardot Stiftung von diesem Elend. Gerade noch rechtzeitig, denn die Tiger waren bereits abgeschrieben und von behördlicher Seite auf die Todesliste gesetzt worden. Dieser grausamen Haltung sollte endgültig ein Ende gesetzt werden - ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Rücksicht auf das junge Leben dieser Tiere!

Verzweifelt versuchte die Stiftung eine Unterbringung für die beiden blutjungen Mädels zu finden, kontaktierte Zoos in der ganzen Welt - ohne den geringsten Erfolg.

Die Brigitte Bardot Stiftung gab nicht auf und schickte ein letztes Mail in internationale Tierschutzverteiler.  

So erreichte mich im Mailverteiler von tigerfreund.de der letzte Hilferuf, den mir Herma, eine liebe, aufmerksame Internetbekannte zukommen ließ. Sie schrieb dazu: "Zwei Tiger aus Frankreich muessen untergebracht werden…sonst bringt man sie um." Ohne diese eine Mail, wären die beiden Knuddelbacken mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht mehr am Leben!

Das Räderwerk der Gruppe Tigerschutz setzte sich augenblicklich in Bewegung. Eine sofortige Verbindung mit der BB-Stiftung wurde aufgenommen.

So musste das bereits laufende Tötungsverfahren gestoppt werden. Ein schmaler Lichtstreif am Horizont tat sich für die bereits todgeweihten Tigermädchen auf.

Jetzt sollte sich wieder einmal herausstellen, wie gefährlich Artenschutz für Tiere sein kann. Kein "normaler" Transport war möglich, so wie man ihn mit "gewöhnlichen" Tieren durchführen kann, stattdessen fürchterliche "Artenschutzbürokratie".

Ganze 4 Monate dauerten die Bemühungen, der Schreibkram, die Telefonate und alles was dazugehört, bis die Tiger am 29.04.06 nach 2-Tagen anstrengender Fahrt von Marseille im Lübecker Tierpark eintrafen. Hier noch einmal ein großen Dankeschön an alle Beteiligten! 

Weitere Bilder von den beiden Tigermädchen werden folgen, wenn sie sich in ihrer neuen Bleibe ein wenig eingelebt haben.

Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch folgenden Artikel